Freitag, 12. Februar 2010

Madrider Museen

Prada, Reina Sofia und Thyssen-Bornemisza – Madrid ist für hochwertige Museen bekannt. Aber auch wer sich für die hohe Kunst nicht all zu sehr begeistern kann, kann an einem Madrider Museumsbesuch durchaus Freude haben. Die überall in der Innenstadt verbreiteten Schinkenmuseen sprechen einen etwas anderen Nerv als die herkömmlichen Museen an. Hier werden nicht Bilder und Statuen bestaunt, sondern Kellner die im Sekundentakt Schinkenbrötchen, Croissants oder Getränke über den Tresen schleudern und Metzger, die den gleichsam berühmt und teueren Jamón Ibérico von der Keule säbeln.
Durch die Leckereien des Schinkenmuseums fühlen sich dann wohl viele Besucher gestärkt, um auch die klassische Kunst zu bewundern. Im Prado stiegen 2009 die Besucherzahlen sogar im Vergleich zum Vorjahr, obwohl mit einem Rückgang gerechnet worden war.

Dienstag, 9. Februar 2010

Was kostet die Welt, Herr Präsident?

Den Politikern legen wir unser Schicksal in die Hand. Sie repräsentieren uns und fällen Entscheidungen die tagtäglich unser Leben beeinflussen. Natürlich hoffen wir da, dass sie dazu fähig sind dies auch zu tun. Und wenn uns mal der Zweifel befällt, dass die Politiker wirklich wissen, wie unsere Realität aussieht, die sie für uns mitgestalten, könnten wir das ja prüfen. So fragte ein Spanier 2007 in der Fernsehsendung „Ich habe eine Frage an Sie“ seinen Präsidenten, was denn ein Kaffee kosten würde. Die Antwort – 80 Cent – konnte den Bürger freilich nicht von der Kompetenz Zapateros überzeugen, denn auch im recht preisgünstigen Spanien zahlt man mindesten einen Euro 20 für dieses Heißgetränk.
Jetzt haben die Spanier aber trozdem Grund sich bei ihrem Präsidenten zu bedanken, denn eine Caféhaus-Kette hat vorübergehend den ZP-Preis eingeführt (ZP = Zapatero Präsident, eine von der Partei PSOE registrierte Marke).
Auch andere Firmen werben immer wieder gerne mit Politikern oder ihren Doubles. Nicht immer freut das die Politiker. Aber ihren besonderen Einsatz für das Volk, wenn wir billigeren Kaffee, kostenlose Flüge oder ähnliches bekommen, schätzen wir natürlich außerordentlich.

Sonntag, 7. Februar 2010

Samstag, 6. Februar 2010

Pulver und Rauch


Ende letzten Jahres war es in vielen spanischen Zeitungen schwarz auf weiß zu lesen: Spanien ist wieder das Land mit dem höchsten Kokainkonsum in Europa. Ein trauriger Rekord. Nur eine Woche später legte dann eine Zeitung mit der Schlagzeile nach, dass laut einer Untersuchung 70 Prozent der zwölfjährigen Spanier Kokain kennen. Weiter haben fast 22 Prozent der Madrilenen in dieser Altersklasse schon Alkohol probiert. 439.772 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren konsumieren häufig Cannabis. 2,2 Prozent der Spanier in diesem Alter  legen sogar einen höchst bedenklichen Konsum an den Tag.
Zahlen über Zahlen die aufhorchen lassen. Die Behörden versuchen gegen diese erschreckenden Ziffern anzukämpfen. Aber ob es immer ganz die richtigen Methoden sind? Eine Madrider Zeitung titelt, dass es in der spanischen Hauptstadt genau so einfach sei Drogen zu besorgen wie einkaufen zu gehen. Sie berichtet, dass die Polizei 20 Orte in der Stadt ausgemacht habe, an denen es sich besonders leicht Drogen kaufen ließe. Aber außer ihre Präsenz zu erhöhen könne die Polizei nicht viel dagegen unternehmen. Sie kann oder will scheinbar auch nicht verhindern, dass die Zeitung neben dem Artikel direkt eine Karte abdruckt, wo genau in Madrid welche Art von Drogen zu beziehen sind. Nicht dass sich auf der Suche jemand verläuft.

Freitag, 5. Februar 2010

Staat und Kirche

Böse Zungen behaupten der spanische Regierungschef Zapatero sei Obamas größter Fan und würde für gemeinsame Auftritte mit seinem Idol alles tun. Groß war da die Enttäuschung, als Obama seine mit Freude erwartete Anwesenheit beim EU-Gipfel im Mai in Madrid absagte.
Vielleicht trug dieses geplatzte Treffen dazu bei, dass Zapatero jetzt die Einladung in die USA annahm. Eine besondere Einladung, denn ausgerechnet bei einem christlichen Frühstück konnte der bekennende Agnostiker Zapatero den amerikanischen Präsidenten treffen. Und er nahm die Gelegenheit tatsächlich wahr, zum ersten Mal in seiner Amtszeit aus der Bibel zu rezitieren. In Bezug auf die beiden Länder gemeinsame Problematik der Arbeitslosigkeit, speziell unter Immigranten, zitierte Zapatero:
Du sollst dem Dürftigen und Armen seinen Lohn nicht vorenthalten, er sei von deinen Brüdern oder den Fremdlingen, die in deinem Lande und in deinen Toren sind, sondern sollst ihm seinen Lohn des Tages geben, daß die Sonne nicht darüber untergehe denn er ist dürftig und erhält seine Seele damit (Deuteronomium Kapitel 24, 14).
Ein kleiner Aufschrei ging durch die Medien. Die einen betonten die essentielle Bedeutung des Laizismus in der spanischen Gesellschaft. Die anderen, darunter vor allem die Opposition, nahm den etwas gewollten Auftritt des Regierungschefs zur Gelegenheit sich gündlich über diesen lustig zu machen. So höhnte beispielsweise die Präsidentin von Madrid, Esperanza Aguirre, es gefiele ihr, dass Zapatero seine Gebte an Gott richte, Spanien würde dies [unter seiner Regierung] gebrauchen.

Spanien war während der Franco-Diktatur ein katholisches Land, ist aber seit 1978 ein ausdrücklich konfessionsloser Staat. Die Zahl der ungläubigen Spanier ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, aber immer noch über 70 Prozent der Bevölkerung sind (praktizieren oder auch nicht) Katholiken (in Deutschland beträgt diese Zahl ungefähr 30 Prozent).

Donnerstag, 28. Januar 2010

In eigener Sache

Es ist schon komisch, da will man unbedingt ins Ausland, mal ein Weilchen Abstand von den altbekannten Dingen und Menschen nehmen und genau dann ist doch der Kontakt (zumindest zu einigen Menschen) ploetzlich besonders eng. Ich merke es immer wieder, wenn ich in fremden Laendern verweile, dass ich trotz der geografischen Entfernung meiner Familie besonders nahe bin. Ich schreibe Mails, Kurznachrichten und telefoniere stundenlang ueber skype. Gerade durch die vielen neuen Erfahrungen und aufregenden Erlebnisse merkt man auch immer wieder besonders deutlich, was man an seiner Heimat hat.
Und wie uns das Internet wunderbar vernetzt. 2001 noch, als ich in Neuseeland zur Schule ging, schrieb ich Briefe und telefonierte mit Billig-Vorwahlen am Telefon. Es war damals manchmal schade Erlebnisse und Gefuehle nicht direkt austauschen zu koennen. Was ich in meine Briefe schrieb lag meistens schon viele Tage in der Vergangenheit bis der Empfaenger es las.
Es ist ohne Zweifel schoen einen Brief zu bekommen, aber ich bin froh, dass es das Internet gibt.
Und jetzt ist es ploetzlich weg. Nein, natuerlich nicht wirklich: mein Laptop ist kaputt und ich habe zu Hause keinen Zugang mehr. Was eigentlich auch nicht besonders schlimm ist, da man heute ja fast an jeder Ecke im Internet surfen kann. So zum Beispiel auch an meiner Fakultaet. Aber es ist trotzdem ein komisches Gefuehl morgens nicht beim ersten Kaffee online die Nachrichten zu lesen, mittags nicht kurz mit jemand zu skypen und abends nicht die neuesten Beitraege in der ARD-Mediathek zu schauen.
Aber auch das ist eine Erfahrung. Vielleicht keine typisch spanische - obwohl, wenn ich daran denke, dass der Computerladen schon alleine fuer eine Fehleranalyse meines Geraetes 15 Tage braucht, dann vielleicht schon.
Jedenfalls muss auch dieser Blog unter meiner Laptop-Losigkeit leiden, aber vielleicht werde ich ab und an weiterschrieben und die Fotos dann einfach nachliefern.

Montag, 11. Januar 2010

Madrid erstarrt im Schnee


Es schneit. Schon ziert eine kleine Schicht Schnee Bäume, Straßen und Gebäude. Die Madrilenen sind aus dem Häuschen. Eine Kellnerin baut in kurzärmliger Arbeitskleidung vor ihrer Bar einen kleinen Schneemann. Kinder liefern sich auf dem Gehweg zwischen den Passanten eine Schneeballschlacht. Und eine alte Dame lässt eine Handvoll Schnee durch ihre Finger rieseln.
Überall sind die Menschen vom Schnee begeistert, aber sie sind nicht auf ihn vorbereitet. Schon nach einer Nacht, in der der Schnee die Stadt mit einer nur wenigen Zentimeter dicken Schicht überzogen hat, bricht das Chaos aus. Bürgersteige und selbst die großen Straßen sind nicht geräumt. Am Straßenrand stehen Autos die irgendwann in der Nacht nicht mehr weiter kamen. Die Schule fällt aus.
Anders als in Deutschland sind in Spanien die Hausbewohner nicht dafür verantwortlich den Schnee vor ihrer Haustür beiseite zu räumen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter der Stadtverwaltung kommen mit dem Schneeschippen nicht hinterher. Zwischenzeitlich tritt der „winterliche Notfallplan“ Madrids in Kraft.
Der Stadt steht unterdessen auch das weiße Winterkleid sehr gut. Im gelben, warmen Licht der Straßenlaternen glitzern Schneeflocken, wo vor nur wenigen Wochen noch Menschen bei einem Glas Wein den Feierabend haben ausklingen lassen. Aber schon nach einem Tag ist der Schnee wieder geschmolzen und Madrid zurück in der Normalität.