Samstag, 28. November 2009

La Macanita - Flamenco in Reinform

Flink klatschende Hände, eine versierte Akustikgitarre und eine charakteristische Stimme – mehr braucht es nicht um den typischen Flamencosound zu erzeugen. Für eine besonders pure Flamencomusik, die das gesamte Spektrum von ruhigen Melodien bis zu aufbrausenden Akkorden umfasst, ist Tomasa Guerrero Carrasco bekannt. Mit ihrer rauen Stimme und unterstützt durch einen eindringlichen Rhythmus begeistert die Sängerin, die unter dem Künstlernamen La Macanita auftritt, ihre Zuhörer. Hört selbst:

Freitag, 27. November 2009

¡¿Schizophrene spanische Studenten?!

Ich schaffe es kaum aus meinen verschlafen Augen zu blicken und versuche dem Kellner irgendwie deutlich zu machen, dass ich bitte einen Kaffee möchte. „Mit oder ohne Milch?“ „Und die Milch warm oder kalt?“. Puh ist das kompliziert.
Aber dann zieht frischer Kaffeeduft in meine Nase. Ich setzte gerade zum vorsichtigen ersten Schluck an, als sich meine Augen schlagartig weiten. Nein, nicht wegen dem ersehnten Koffeinschub, sondern vor Entsetzen. Der Kellner zapft gerade ein Bier. Er stellt es vor den jungen Mann neben mir, der auch sofort einen ordentlichen Schluck trinkt. Es ist morgens kurz vor Neun. Ich stehe in der Mensa meiner Universität.
Eigentlich sollte mich ja nichts mehr schockieren. Schon längst habe ich mich an das Bild rauchender und trinkender Studierender an meiner Fakultät gewöhnt. Ich habe akzeptiert, dass es keine Ausnahme ist, wenn sich beim Essen am Tisch gegenüber jemand einen Joint anzündet, oder dass alle Raucher – trotz ausdrücklichem Rauchverbot – auf den Fluren rauchen und ihre Kippen an Ort und Stelle auf den Boden fallen lassen.
Ich bin entsetzt, weil ich die Studierenden einfach nicht verstehe. Da stehen sie jeden Morgen und jeden Nachmittag an den Bushaltestellen in einer ordentlichen Reihe und warten drauf, dass sie dran sind in den Bus einzusteigen. Auch wenn es regnet, oder kalt ist oder beides. Keiner drängelt oder schubst. Aber kaum wird die Fakultät betreten, scheinen sämtliche (Anstands-) Regeln vergessen.
Akademische Freiheit par excellence?!

Sonntag, 22. November 2009

Warten auf Arbeit



Jeden Tag steht er an der Ampel. Der Verkehr staut sich, bei grün setzt sich alles für ein paar Meter in Bewegung, dann stehen die Autos mit ihren qualmenden Motoren wieder still. Er verlässt seinen Platz nicht. Mal steht er einfach da, manchmal spricht er ein paar Autofahrer an oder er raucht eine Zigarette. Neben ihm hängt sein Plakat, auf dem er seine Arbeitskraft anbietet. Werkzeug hat er auch dabei. Aber keiner scheint ihn zu brauchen.
Er ist einer von vier Millionen Spaniern (das sind 17,93 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung) oder – um in der Stadt zu bleiben – einer der 441.858 Madrilenen ohne Arbeit. Die Arbeitslosigkeit ist in Spanien so hoch wie in keinem anderen europäischen Land. Die Lage scheint ausweglos.
Aber der Mann mit der gestreiften Weste hat noch nicht aufgegeben. Er steht Tag für Tag an einer der stark frequentierten Kreuzungen Madrids und hofft drauf, dass sein zukünftiger Arbeitgeber vorbeifährt. Ein Job, und sei es auch nur für ein paar Stunden, das ist die Hoffnung die ihn immer wieder auf die Straße treibt.

Mittwoch, 18. November 2009

Impressionen einer Wohnung



Spanier mieten nicht gerne. Sie kaufen. Und wenn sie (noch) nicht genug Geld für eine eigene Immobilie haben, dann warten sie auf den Kauf. Das sieht man den Mietwohnungen an. In den „Warteräumen auf das Eigentum“ wird auf jegliche Individualität oder moderne Gemütlichkeit verzichtet. Vergeblich sucht man nach Ikeamöbeln, großflächigen Fotokollagen oder individuell gestaltete Zimmerwänden. Stattdessen verbergen sich hinter Haustüren Welten, die sich allem Anschein nach seit den frühen siebziger Jahren nicht verändert haben. Staubüberzogene Lampen verbreiten ein Dämmerlicht, rissige Kachelböden knacken wenn man sie betritt und das Mobiliar unterstreicht durch seine Anordnung und Design eindrucksvoll, dass es seit mindestens 30 Jahren nicht mehr verrückt wurde.
Vielleicht liegt es an diesem leicht morbiden Charme, dass die Mehrheit der jungen Menschen in Madrid, darunter auch Studierende der höheren Semester und junge Arbeitnehmer, noch bei ihren Eltern wohnen. Wer, aus welchem Grund auch immer, doch den Schritt in eine Mietwohnung gewagt hat, sorgt auf spezifische spanische Art für neuen Wind in den eigenen vier Wänden: Der Kiffgeruch ist jederzeit frisch, wenn man eine studentische Wohnung betritt.
Aber eigentlich ist selbst diese Bemühung nicht nötig, denn das wirkliche Leben spielt sich außerhalb der Mauern ab. Das spanische Leben findet auf den Straßen der Großstadt statt. Wen kümmert da der Zustand der Wohnungen. Die jungen Madrilenen wohnen noch nicht. Aber sie leben schon.

Donnerstag, 12. November 2009

Tapfer Tapas essen


[Eine Tapa (span. „Deckel“, „Abdeckung“) ist ein kleines Appetithäppchen, das in Tapas-Bars üblicherweise zu Wein, jedoch auch zu Bier gereicht wird. Tapas im engeren Sinne sind kostenlose Beilagen zum Getränk.]




Die Tradition der Tapas geht darauf zurück, dass man eine Scheibe Schinken oder Käse auf das Glas legte, um das Getränk vor Insekten zu schützen. Über die Jahrhunderte hat sich draus eine ganze Reihe an Leckerein entwickelt, die am frühen Abend zu den Getränken gereicht werden. Das meiste kann dabei nicht mehr dazu verwendet werden, das Glas abzudecken. Verbreitete Tapas sind Patats Bravas (Kartoffelstückchen mit scharfer Soße) und der ensaladilla rusa, ein Kartoffelsalat mit viel Mayonnaise. Zu den feineren Tapas gehören Muscheln, Fleischspieße und Schnecken. Wer diese Leckereien nicht gewohnt ist, muss schon das ein oder andere Mal die Zähne zusammenbeißen, wenn es der Kellner besonders nett meint und diese etwas außergewöhnlicheren Tapas serviert.
Oft tun es aber auch ein Schälchen Oliven oder eine liebevoll belegte Scheibe Baguette. Nicht selten fällt danach das Abendessen etwas kleiner aus als geplant. Aber die Leckereien zum Wein sind auch einfach unwiderstehlich.

Sonntag, 1. November 2009

Die Schafe erobern Madrid


Normalerweise wird das Madrider Zentrum am Wochenende gleichermaßen von Einheimischen und Touristen überström. Letzten Sonntag wurden sie jedoch alle von 500 Schafen an den Rand gedrängt. Zum Fest des Weidewechsels erregten die Tiere auf den Straßen Madrids ganz schönes Aufsehen. Begleitet von etwa 120 Schäfer und mehreren Herden berittener Pferde strömten die Schafe über die Puerta del Sol und dann die Via Mayor entlang. Immer wieder kam die Herde jedoch zum Stehen, um sich von kleinen Stadtkindern ängstlich beäugen zu lassen. Nur die ganz mutigen Kinder trauten sich, für die Fotos der Eltern, die weichen Tiere zu streicheln. Vor den kaum unter Kontrolle zu haltenden Pferden wichen dann aber auch die Erwachsenen zurück. Erst zu den kleinen Dressur-Einlagen der Pferde wurden wieder die Kameras gezückt. Weidetiere in der Großstadt: Was für ein außergewöhnliches Bild!